Zu dritt ziehen wir los. Ohne Plan stürzen wir uns in das Treiben der Stadt. Wir schauen uns die beiden schönsten Paläste der Stadt an, von wo man nebenbei auch noch einen fantastischen Blick auf das Atlas Gebirge hat. Wir verbringen viel Zeit dort und genießen es, jede Ecke zu erkunden.
Danach wandern wir durch die Souks. Jeder versucht die Touristen für seine Waren zu begeistern und lockt mit „dem besten Preis“. Ich bin etwas genervt. Am liebsten würde ich einfach nur durchlaufen ohne als pure Geldquelle gesehen zu werden. Wir kommen im Essensmarkt an – dort wo die „Locals“ essen.
Ich bin ehrlich mit euch – es ist schmutzig, definitiv nicht hygienisch, außerdem verraucht und laut. Überall rennen Katzen durch die Menschen und versuchen Essensreste aufzuschnappen. Kaum bin ich zwei Minuten hinter den beiden Jungs beginnen auch schon die Männer mir ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ich gehe schneller und hole sie wieder ein. Manchmal ist es einfach unpraktisch blond zu sein und aufzufallen.
Nachdem wir uns an einem Stand was zum Essen geholt haben, geht es wieder hinaus aus dem Getümmel. Wir verlaufen uns wieder einmal und als wir versuchen mit Google Maps den richtigen Weg zu finden, bietet uns jemand an zum großen Platz zu führen. Ich sage „Nein, danke“, weil ich schon darüber gelesen habe, dass man meist im Geschäft des „Guides“ landet. Doch die Jungs meinen ich sei zu paranoid und laufen brav hinter ihm her. Also bleibt mir nichts andres übrig als ihnen zu folgen. 10 Kreuzungen, Ecken und Gänge später stehen wir vor einem kleinen Laden. „Good price my friend. Is my father.“ – Die Jungs schauen mich an, lachen und ich werfe ihnen einen „Ich habs euch ja gesagt“Blick zu. Wir schauen, dass wir wegkommen und als ich dann eine Frau nach dem Weg frage, finden wir auch endlich wieder aus dem Labyrinth hinaus.
Wir schauen uns auch die ehemalige islamische Schule Ben Youssef an. Sie ist wunderschön und überall reiht sich ein Mosaikstein an den anderen. Die Stadt ist so unglaublich fotogen ich komme kaum nach mit dem Foto machen. Ich hab mich definitiv auf den ersten Blick in sie verliebt.
Draußen sitzen einige Frauen und warten darauf ihre selbstgemachten Produkte anzubringen. Ein Nein hören die meisten gar nicht gerne und fragen dann doch noch ein, oder zwei Mal nach, ob man sich denn ganz sicher ist.
Die Frauen hier scheinen allgemein sehr stolz und stark zu sein. Sie sind oft allein unterwegs, entweder komplett verhüllt, nur mit Hijab, oder überhaupt in „kurzen“ Sachen und offenen Haaren. Auch sitzen viele von ihnen auf Mopeds und krachen durch die kleinen Gassen der Souks. Nicht nur einmal überfährt mich eine von ihnen fast, als sie um die Ecke biegt.
Am Abend und nach etlichen Stunden, die wir durch die Stadt gelaufen sind finden wir ein kleines Cafe mit Dachterrasse.
Man hat eine wunderschöne Aussicht und der Mann, der hier arbeitet scheint es auf Mike abgesehen zu haben, denn er macht sich dauernd lustig über ihn. Der nimmt es mit Humor. Wir trinken Minztee und ich bekomme endlich meinen heißgeliebten Hummus mit arabischem Fladenbrot.
Während wir tiefgehende psychologische Gespräche führen, gesellt sich auch eine Katze zu uns und kann von meinen Streicheleinheiten gar nicht genug bekommen.
Man glaubt gar nicht, wie glücklich eine Katze, Minztee und eine schöne Aussicht machen kann.
Ich komme sogar dazu mit dem Kellner ein paar Wörter auf Arabisch zu wechseln und so erklärt er mir, dass er es liebt seine Gäste zu ärgern.
Auf einmal ertönt der Gebetsruf aus den vielen Moscheen in der Stadt. Dadurch, dass es so viele gibt schallt der Ruf zeitversetzt aus allen Richtungen und es klingt wie ein lautes Brummen. Es ist wunderschön, vor allem wenn man es über den Dächern der Stadt miterleben kann.
Viele Tassen Minztee später laufen wir zurück zum Hostel. Leider bin ich immer noch krank, woran das Klima hier etwas mitschuldig ist. Tagsüber ist es die Sonne so stark, dass ich sogar einen leichten Sonnenbrand davongetragen habe, ab spätestens 18:00 allerdings kühlt es so stark ab, dass man auf der Dachterrasse auch mit zwei Decken immer noch friert. Vor allem nachts im Hostel, dass nur aus Fließen und Stein besteht, wird es so kalt, dass ich mir mittlerweile aus anderen Zimmern Decken geklaut habe, um die nächste Nacht zu überleben.