Die Fahrt zieht sich und zieht sich. Nach etwa vier Stunden bitten wir den Taxifahrer um eine Klo-Pause. Er verspricht uns bald anzuhalten, aber davor muss er ganz kurz noch bei seinem Elternhaus anhalten, weil er eine dickere Jacke braucht. Also fahren wir über einen kleinen Umweg dorthin. Er verschwindet kurz in einem unscheinbaren Haus und kommt kurz darauf zurück um uns aussteigen zu lassen. Seine Mutter erlaubt uns ihre Toilette zu benutzen – ein einladendes schwarzes Loch im Boden erwartet mich als sie die Tür hinter mir schließt und das Licht anknipst. Sie bringt mir noch einen Eimer mit Wasser zum Spülen. Langsam gewöhne ich mich an die neuen Gegebenheiten.
Als wir alle unseren Toilettengang erledigt haben, steht schon ein kleiner Plastiktisch im Vorraum mit Sesseln bereit. Unser Taxifahrer sagt, seine Mutter lasse keine Gäste ohne Essen und Tee aus dem Haus, lacht und drückt uns energisch auf die Sessel. Es ist kalt, der Vorraum ist eigentlich nur ein schmaler Gang in dem kahlen Haus. Türen gibt es außer bei der Toilette nicht, überall hängen Vorhänge um die Zimmer abzutrennen. Seine Mutter bringt eine große Kanne Tee und stellt uns die kleinen Teegläser hin und füllt sie bis zum Rand mit süßem Minztee. Dann bringt sie uns eine selbstgemachte süße Speise, die aus Nüssen und Datteln besteht, die irgendwie zu großen Klumpen miteinander verschmolzen sind. Sie zeigt uns wie wir die Stücke auseinanderreißen können und animiert uns immer mehr und mehr zu essen. Nach einigen Minuten deutet sie uns aufzustehen und führt uns in ein Zimmer nebenan. Alle Wände sind mit Stoffbänken verstellt und in der Mitte steht ein großer runder Tisch. Auch die Wände sind mit Teppichen verhängt. Sie verschwindet und kommt kurz darauf mit einem großen Laib Brot und einer Schüssel Olivenöl zurück. Sie reißt ein Stück ab tunkt es ins Öl und zwingt uns dazu das gesamte Brot innerhalb der nächsten zwanzig Minuten aufzuessen. Auch die Teegläser werden noch zwei weitere Male aufgefüllt.
Ich hab das Gefühl ich platze, aber ich kenne ja mittlerweile schon die arabischen Mütter – sie füllen dich so lange mit Essen bis du aus dem Haus rollst.
Unser Fahrer erlöst uns und mit der restlichen Portion Nuss-Dattel Gemisch im Gepäck fahren wir weiter Richtung Fès.
Wir verbringen die Fahrt dösend und aus dem Fenster schauend. Außerdem schalten wir marokkanische Musik ein und jeder versucht irgendwie mitzusingen. Ich glaube der Taxifahrer hatte noch nie so eine Freude bei einer Fahrt, wie mit uns.
Die Landschaft ist so abwechslungsreich, dass man glaubt man fährt durch verschiedene Länder. Man fährt durch grüne Felder, gefolgt von kantigen Bergen und dann wieder Wüste, oder grünen Wäldern. Es ist wunderschön.
Nach über 8 Stunden kommen wir endlich in Fès an und der Taxifahrer setzt uns sogar fast vor der Tür des Hostels ab. Das Dar Verus ist ein schönes Hostel am Rande der Medina und mit einem kleinen Innenhof und vielen Lampen hat es einen ganz eigenen Charme. Mein Zimmer befindet sich mehr oder weniger auf der Dachterrasse und um auf die Toilette oder in die Dusche zu kommen muss man hinaus ins Freie. Nach zwei Tagen darf ich aber ins Erdgeschoß, wo die Zimmer wärmer sind und auch ein eigenes Bad dazugehört.
Gemeinsam mit Lin suche ich mir noch ein Abendessen – wir versuchen das erste Mal die „Harira“ Suppe, eine typisch marokkanische Gemüsesuppe, die mit Weißbrot gegessen wird. Für 15 Dh mehr als sättigend.