Ich habe lange nachgedacht, ob ich über meine Erlebnisse am Westbahnhof in Wien schreiben möchte, oder nicht. Heute endet mein elfter Tag – etwas ruhiger und sogar früher als sonst. Ich traue der Ruhe nicht ganz.
Alles fing vor zwölf Tagen an, als die Grenzen von Ungarn geöffnet wurden und ich nach Pannonhalma gefahren bin, um den Flüchtlingen zu helfen. Ich war den ganzen Tag unterwegs und hab dort getan was ich konnte. Vor Ort habe ich noch weitere Wiener, die mit dem Auto gekommen sind, getroffen und gemeinsam mit ihnen betreute ich auch 15 Flüchtlinge im dortigen Kloster. Ich habe unter anderem eine Familie mit Drillingen kennengelernt. Die Kinder waren ca. 2 Jahre alt und ein Mädchen war so traumatisiert von den vergangenen Wochen, dass sie mich mit ihrem leeren und teilnahmslosen Blick fast zum Weinen gebracht hätte. Sie hatte außerdem eine tiefe Narbe vom Ohr bis zur Nasenspitze und als mir eine Übersetzerin erklärte, dass das von einer Autobombe stammte, die neben der Kleinen explodiert war, war es vorbei und wir heulten erst einmal alle gemeinsam mit der Mutter die neben uns saß…mit wunden Füßen und schmutzigem Gewand, aber mit Hoffnung in den Augen.
[Nach langer Fahrt und einigen Umwegen…zurück in Wien]
Am Abend verabschiedeten wir uns von den Familien, die dank Spenden neu eingekleidet und mit Essen versorgt wurden und winkten dem Zug mit Freudentränen nach, als dieser vom Westbahnhof in Richtung München losfuhr.
Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Es war eine unglaubliche Erleichterung zu sehen, wie sie ihrem Ziel immer näher kamen und wir ihnen kurzzeitig dabei behilflich sein konnten.