Heute verabschiede ich mich von Lin und fahre allein zurück nach Marrakesch. Zuerst bringt mich ein Bus von Chefchaouen nach Fès – das sind vier Stunden Fahrt, die ich hauptsächlich verschlafe. Danach nehme ich ein Taxi vom Busbahnhof zum Bahnhof, allerdings nicht ohne drei Mal nach einem neuen Taxi zu suchen, weil sie mir mehr als das Dreifache berechnen wollen. Dann endlich finde ich einen Fahrer, der mich nicht für über 30 Dh, sondern für 10 Dh fährt. Dort kaufe ich mir ein Ticket für umgerechnet ca. 20 Euro. Die Züge sind viel moderner als erwartet und erinnern mich an unsere Züge der ÖBB. Ich setze mich auf einen Viererplatz und verbringe die nächsten 8,5 Stunden erneut mit Schlafen und Musik hören.
Als ich endlich ankomme ist es bereits halb 1 in der Nacht. Ali, den ich noch aus Fès kenne holt mich ab und gemeinsam fahren wir zum Equity Point Hostel, wo wir die Nacht verbringen werden, bevor es am nächsten Morgen gleich weiter ans Meer gehen wird.
Nach einer kurzen Nacht, in der unsere 74-jährige „Mitbewohnerin“ durchgehend geschnarcht hat fahren wir mit dem Bus nach Essaouira. Das im Vergleich zu Marrakesch ruhige Küstenstädtchen liegt drei Stunden entfernt.
Als wir ankommen schlägt uns warme Luft entgegen und überraschenderweise werden wir nicht sofort von nervigen Taxifahrern attackiert. Die Menschen hier sind angenehm entspannt. Ich weiß sofort, dass das mein absoluter Lieblingsplatz in ganz Marokko wird.
Wir machen uns auf den Weg zu meinem Hostel, um mein Gepäck dort abzuladen und laufen durch Straßen voll mit Kleidung, Essen und Katzen. Fast an jeder Ecke sitzt eine Katze die auf Streicheleinheiten und vor allem Essen von den spendablen Touristen wartet. Eine Babykatze lässt mich verzückt herumkreischen und während Ali belustigt neben mir steht, spiele ich eine kleine Ewigkeit mit dem süßen Zwerg.
Es fällt mir schwer mich zu trennen, aber irgendwann müssen wir dann ja doch weiter. Wir gehen an vielen Süßwaren vorbei und das erste Mal in Marokko sehe ich einen Schokokuchen der gut aussieht! Für 5 Dh bekomm ich ein Stück das für 3 Personen reichen würde und auch Ali holt sich etwas, das zumindest so aussieht wie Palatschinken. Das Hostel ist dann auch schnell gefunden und auch dort gibt es wieder drei Katzen. Die kleinste springt sofort auf meinen Schoß und schläft sofort ein.
Während ich auf mein Bett warte bekomme ich ein Gespräch zwischen Hostelbewohnern und Mitarbeitern mit, indem über Opium verhandelt wird. Ich frag mich in was für einem Hostel gelandet bin, denn neben mir raucht außerdem jemand genüsslich einen Joint. Kein Wunder, dass Essaouira als „Hippie Town“ bekannt ist.
Ali bleibt nur bis am Abend in dem Ort weshalb wir gleich wieder losziehen und durch die vollen Straßen schlendern. Uns wehen pausenlos neue Gerüche in die Nase und hier und da bekommen wir sogar etwas zum Kosten. Die Menschen sind nicht aufdringlich und ein einziges Nein reicht um sie schnell abzuwehren. Alles ist wie in Chefchaouen in blau und weiß gehalten und der Geruch von Meer liegt in der Luft. Wir erreichen schnell den Hafen, wo die Fischer den frisch gefangenen Fisch sofort zubereiten und servieren. Zwischen Touristen, unzähligen Seemöwen und Einheimischen finden wir ein nettes kleines Fischrestaurant, das eigentlich nur aus einer Küche besteht. Die blauen Tische und Bänke stehen draußen. Wir bestellen gegrillte Garnelen und Fisch. Einige Minuten später bekommen wir auch schon zwei gigantische Portionen vor unsre Nasen gestellt und es schmeckt so gut, dass es nicht lange dauert bis das gesamte Essen auch schon wieder weg ist. Zum Abschluss bekommen wir beim Bezahlen noch einige Spritzer Möwenkacke ab – wenigstens landet sie auf unsren Pullovern und nicht am Kopf!
Gestärkt erkunden wir die naheliegende Burg am Stadtrand und beobachten wie die frisch gefangenen Fische, Krabben und anderen Meerestiere auf der Straße verkauft werden.
Wir spazieren weiter die Stadtmauern entlang und durch Zufall finden wir ein Hotel mit Dachterrasse. Wir dürfen hinauf ohne etwas zu bestellen und es zahlt sich aus – die Aussicht ist fantastisch! Genau richtig zum Sonnenuntergang sehen wir über die gesamte Stadt und das Meer.
Nachdem Ali gegangen ist um seinen Bus zurück nach Marrakesch zu erwischen, bleibe ich noch eine weitere Stunde sitzen und lasse meinen Blick über die Dächer von Essaouira schweifen, bevor ich zurück zum Hostel spaziere.