Recht früh laufe ich los um mir ein Busticket für den morgigen Tag nach Marrakesch zu kaufen. Am liebsten würde ich hier gar nicht mehr weg. Gedankenverloren versuche ich mich an ein Cafe zu erinnern, in dem ich „Amlu“ probieren wollte – ein Essaouira-typischer Aufstrich aus Mandeln, Honig und Arganöl. Ich gebe bald auf und lande in einem Café, wo ich einen Kaffee und Crêpes bestelle. Ich bin heute alleine unterwegs und auch ohne Kopftuch. Im Café falle ich sofort auf, da ich die einzige Frau bin die zwischen den Männern sitzt. Es ist in Marokko nämlich nicht üblich, dass Frauen in die Cafés gehen – das ist „Männersache“.
Ich ignoriere die Verwunderung, genieße die Sonne in meinem Gesicht und beobachte die vorbeilaufenden Menschen. Die Crêpes schmecken kaum nach etwas und etwas enttäuscht laufe ich wieder los um mich in den vielen Straßen zu verlieren.
Ich finde eine kleine Babykatze und spiele eine Zeit lang mit ihr, bevor ich einige Postkarten kaufe.
Beim Spazieren durch die kleineren Gassen fällt mein Blick auf einige Galerien die meine Aufmerksamkeit erregen. Ich betrete eine davon und stehe vor bunten lebensfrohen Bildern, die voller Details und Kreativität gerade zu leuchten. Lange stehe ich vor den Bildern und genieße es wieder einmal, dass ich niemanden neben mir habe, der an meinem Ärmel zupft und mich weiterzieht. Ich spreche kurz auf Französisch mit der Frau, die hier arbeitet und sie zeigt mir kleine Versionen der Kunst. Ich kaufe zwei kleine bunte Postkarten und ein Stoff Stoff, auf dem in wunderschönem Arabisch geschrieben wurde.
Fast daneben befindet sich eine Ausstellung von traditioneller Keramikkunst. Ein Mädchen etwa in meinem Alter führt mich herum und erklärt mir in gebrochenem Englisch die Herkunft der Stücke. In einer kleine Ecke finde ich die typischen arabischen Teegläser in verschiedenen Mustern und Farben und da ich der Meinung bin, dass Tee mittlerweile nur mehr aus diesen Gläsern gut schmeckt nehme ich zwei mit – eines in pink und eines in blau. Voller Begeisterung packe ich sie stolz in meine Tasche und hoffe, dass sie die Heimreise überleben werden.
Ich bleibe noch kurz und in einer Mischung aus Arabisch, Französisch und Englisch unterhalte ich mich mit dem Mädchen. Sie ist aus Essaouira und will wissen warum ich genau hier so gerne bin. Für sie ist es nämlich kein Ort, an dem sie eigentlich leben möchte. Sie sagt, sie ist langsam vom Tourismus etwas genervt und würde lieber in einem anderen Bereich arbeiten. Ich verspreche ihr noch einmal vorbeizukommen bevor ich fahre und verlasse die Ausstellung.
Dann finde ich auf einmal das Café, das ich die ganze Zeit gesucht hab und ärgere mich kurz.
Ich werde beim Spazieren durch die Stadt hin und wieder angesprochen, jedoch nie so aufdringlich, dass ich mich unwohl fühlen würde. Ich wandere durch die Märkte und finde in der Nähe meines Hostels eine kleine Gasse, in der unzählige Zeichnungen die Wände verzieren. Unter verwunderten Blicken von vorbeigehenden Einheimischen bleibe ich alle zwei Meter stehen und fotografiere begeistert jedes einzelne Bild.
Bald hab ich gefühlt alle Straßen durch und spaziere Richtung Strand. Es ist angenehm alleine unterwegs zu sein. Die letzten Tage waren sehr lustig und aufregend, allerdings hatte ich kaum Zeit für mich. Das hol ich jetzt nach, indem ich mich nah ans Meer in den Sand setze und bis kurz vor Sonnenuntergang dort bleibe. Dann schlendere ich am Hafen entlang und suche mir einen perfekten Platz in der Nähe der Burg um den Sonnenuntergang anzusehen. Umgeben von tausenden kreischenden Möwen mache ich unzählige Fotos von der langsam verschwindenden Sonne. Es ist wieder einmal ein wunderschöner Sonnenuntergang, der viel länger hätte dauern können.