Ich borge mir einen Helm aus und treffe die zwei Jungs in der Nähe meines Hostels. Es ist schon sehr lange her, dass ich auf einem Motorrad gesessen bin und ich bin ziemlich aufgeregt als es endlich los geht. Ich fahre mit Jesse mit und nicht nur einmal gerate ich kurz in Panik, als wir im Stau von Medellin zwischen den Autos hindurch rasen. Es geht aber alles gut und nach einigen Orientierungsproblemen finden wir auch den richtigen Weg nach Guatapé.
Die Landschaft, an der wir vorbeifahren ist wunderschön und immer wieder winken uns Kinder vom Straßenrand zu.
Nach knapp zwei Stunden taucht “El Peñol” vor uns auf – der große Stein, auf den 740 Stufen hinaufführen und von dessen Plattform man eine tolle Aussicht über die umliegenden Seen hat.
Wir stärken uns mit einem Mittagessen und Jesse startet seine Drohne noch bevor es hinauf auf die Aussichtsplattform geht. Ich darf die Drohne auch fliegen, allerdings geht die Batterieanzeige plötzlich sehr schnell nach unten. Joey ignoriert meine Bedenken und motiviert mich weiterzufliegen, doch plötzlich lässt sich die Drohne nicht mehr kontrollieren und sie beginnt irgendwo einfach zu landen. Jesse und Joey springen in Panik aufs Motorrad und rasen Richtung Stadtzentrum, wo sie die Drohne vermuten.
Während ich mir schon vorstelle, wie ich die Drohne ersetzen muss, weil sie im Wasser gelandet ist, oder gestohlen wurde, kommen die zwei nach einer halben Ewigkeit grinsend zurück – Joey hält die Drohne in die Luft und mir fällt ein Stein vom Herzen. Trotzdem bekomme ich ab sofort Flugverbot und muss mir den Rest des Tages Witze über „Frauen am Steuer“ anhören.
Aber gut, es ist ja nichts passiert und so fahren wir endlich zu El Penol. Joey wartet unten auf uns, während Jesse und ich uns die Treppen hinauf kämpfen. Es zahlt sich aber aus und als wir schnaufend und schwitzend auf der letzten Stufe ankommen bietet sich uns eine unglaubliche Aussicht. Wir lassen Joey fast zwei Stunden warten bevor wir uns wieder auf den Weg nach unten machen.
Ganz in der Nähe liegt noch der kleine Ort von Guatapé. Die Fassaden der Häuser sind bunt bemalt und kleine Figuren verzieren die Wände noch zusätzlich. Es dauert nicht lang bis wir von Kindern umringt sind, die alle die Drohne bestaunen, die über ihren Köpfen hin und und her fliegt.
Als wir durch die Gassen schlendern entdecken wir eine ältere Frau, die vor ihrer offenen Haustür in einer kleinen Fritteuse Empanadas brutzelt. 200 Pesos für Empanadas de Papas und 600 Pesos für Empanadas de Queso. Wir kosten sie und sind begeistert – Sie sind knusprig und frisch und die besten Empanadas, die ich bis jetzt in Kolumbien gegessen habe. Wir verfeinern sie noch mit einer Ananassoße und es schmeckt so köstlich, dass jeder von uns 5 davon ist. Ich komme mit den Frauen ein wenig ins Gespräch und plötzlich wird aus unserem Besuch ein Englisch-Spanisch Unterricht für die Frauen, Jesse und Joe, während ich die Übersetzerin spiele.
Es ist dunkel geworden und wir beginnen unsere Fahrt zurück nach Medellin. Natürlich nicht ohne uns wieder einige Male zu verfahren und so muss ich jedes Mal irgendjemanden, der an der Straße steht, nach dem Weg fragen.
Kurz bevor wir wieder in die Stadt kommen werden wir noch Zeugen eines Waldbrandes, was wir zuerst für die Lava eines Vulkans halten.
Sie setzen mich kurz darauf vor meinem Hostel ab und ich bedanke mich einige Male dafür, dass sie mich mitgenommen haben. Es war einer der besten und aufregendsten Tage, die ich bis jetzt in Kolumbien hatte.