Nach etwas mehr als drei Stunden steh ich am Flughafen von Marrakesch. Die Einreise dauert länger als in die USA, aber nach einer Ewigkeit bin ich endlich durch und sogar mein Gepäck hat es dieses Mal bis nach Marokko geschafft.
Ein netter Marokkaner holt mich ab und fährt mich zu meinem Hostel. Auf dem Weg dorthin bin ich vollkommen überfordert, ich geb es offen zu.
Die Straße ist schmutzig, es scheint keine Regeln zu geben und jeder fährt wie er will. Männer sitzen mit Helm auf dem Moped, hinter ihnen zwei Kinder die sich gegenüber (!) sitzen und am Ende noch die Mutter – mit Kopftuch, aber ohne Helm.
Es ziehen prunkvolle Häuser an mir vorbei, aber auch alte Bruchbuden und Müllhaufen. Überall stehen und sitzen Gruppen von Männern, die versuchen etwas zu verkaufen, oder einfach nur den berühmten Minztee trinken.
Ich hab Angst auszusteigen.
Als wir mitten in der Altstadt stehen bleiben, erklärt er mir, dass ich gleich von einem Hostelmitarbeiter abgeholt werde, der mich zum Hostel bringen wird. Ok, etwas eigenartig, aber es wird schon gut gehen.
Wir warten etwa 10 Minuten, dann ist er da. Er packt meine Tasche, wirft sie sich über die Schulter und deutet mir ihm zu folgen. Das Arabisch hier ist eine Mischung aus Französisch und Arabisch. Hin und wieder schnapp ich ein paar Wörter auf.
Die Straßen sind chaotisch, man teilt sie sich mit Eseln, Mopeds, Autos, Frauen die ihr Gut auf dem Kopf transportieren und Katzen. Dass man heil am Ziel ankommt erscheint mir als unmöglich, aber irgendwie schaffen wir es doch.
Das Hostel liegt in einer winzigen Seitengasse und ist schwer zu finden. Als ich es betrete muss ich erst einmal schlucken. Wir befinden uns in einem hohen Raum, dem „Wohnzimmer“, in dem nur Marokkaner sitzen. Weit und breit keine Spur von anderen Backpackern.
Es ist eiskalt in dem Haus, aber es ist liebevoll eingerichtet und wird von bunten Lampen beleuchtet.
Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, telefonier ich kurz und versuche meine Panik zu unterdrücken. Was soll ich hier? Niemand der Englisch spricht, keine anderen Reisenden…
Als ich auflege taucht jedoch wie aus dem Nichts Luka auf – ein Wiener! Ich bin erleichtert und es stellt sich heraus, dass alle auf der Dachterrasse sitzen und jetzt zum Essen aufbrechen werden. Natürlich schließe ich mich ihnen an und als große Gruppe bahnen wir uns unseren Weg durch die Stadt. Mit 4 aus Wien, 4 aus Australien, 1 aus Amerika und 1 aus England sind wir eine bunte Mischung.
Wir überqueren die Straße im Zick Zack. E gibt zwar einen Zebrastreifen, aber das scheint keinen zu interessieren. Irgendwie schaffen wir es dann zu einem kleinen wunderschönen Restaurant, wo wir nicht gerade billig unser „Christmas Dinner“ genießen!
Den Abschluss bildet ein Spaziergang über den berühmten großen Platz Jamaa el Fna, wo uns Affen auf die Schulter gesetzt werden, Männer auf ihre Trommeln schlagen und Frauen Taschentücher verkaufen. Auch Schlangenbeschwörer versuchen ihre Schlangen auf die schreienden Touristen zu legen. Es sind unglaublich viel Gerüche, die von allen Seiten kommen und es sind so viele Menschen da, dass wir immer wieder einen Teil der Gruppe verlieren.
Auf dem Weg zurück kaufen wir uns noch marokkanische Süßigkeiten. Dann falle ich ins Bett und verbringe die Nacht damit, zu zittern und halb zu erfrieren – man glaubt es nicht, aber es wird bitterkalt hier.
Ich freu mich schon auf den nächsten Tag, denn mit einem Amerikaner und einem Wiener habe ich meine neue „Gruppe“ gefunden.